Haus im Norden Neuköllns verkauft / Hausgemeinschaft demonstriert gegen Verdrängung

 
Pressemitteilung der Hausgemeinschaft Elbestraße Ecke Weigandufer (11. September 2018)

Eine weitere Hausgemeinschaft in Berlin-Neukölln ist von Verdrängung durch Hausverkauf betroffen. Konkret handelt es sich um das Haus der Mietergemeinschaft Elbestraße 19/Weigandufer 9 im Norden Neuköllns – insgesamt 50 Mieteinheiten und zwei Gewerbe.

Der Hausverkauf wurde am 8. August 2018 bekannt. Der neue Käufer steht in Verbindung mit dem Unternehmensgeflecht Padovicz. Dieses hat in der Vergangenheit gezeigt, dass nicht das soziale Wohl der Mieterinnen und Mieter, sondern Profite im Vordergrund stehen.

Vorkaufsrecht statt Verdrängung

Das Haus Elbestraße 19/Weigandufer 9 liegt im Milieuschutzgebiet „Flughafenstraße/Donaustraße“. Aus diesem Grund ist die Hausgemeinschaft bereits seit dem 8. August 2018 mit dem Bezirk Neukölln und Bezirksstadtrat Jochen Biedermann (B´90/Die GRÜNEN) in Kontakt.

In Milieuschutzgebieten kann der Bezirk zugunsten eines Dritten, beispielsweise einer Genossenschaft oder einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, das Vorkaufsrecht ausüben. Damit kann ein Verkauf, der für den Kiez sozial unverträgliche Konsequenzen hat, verhindert werden. Eine solche Lösung durch Vorkaufsrecht streben wir an.

ElWe – Eine vielfältige Hausgemeinschaft

Die Hausgemeinschaft in der Elbestraße Ecke Weigandufer besteht aus rund 100 Mieterinnen und Mietern sowie zwei Gewerbeeinheiten, dem Kiez-Café Erika & Hilde sowie dem Lautsprecher-Laden Einhorn. Die Mieterstruktur ist vielfältig: Manche wohnen erst seit kurzem im Haus, andere schon seit über 30 Jahren.

Vor allem ältere Mieter fürchten sich vor ungerechtfertigten Sanierungsmaßnahmen und einer drohenden Umwandlung in Eigentumswohnungen. Viele haben sich über die Jahre ein soziales Netz im Kiez aufgebaut. Andere waren bereits schon einmal von Verdrängung betroffen, wie ein 78-jähriger Mieter erzählt:

„Ich wohne sehr lange im Kiez, in diesem Haus seit 2011. Aus meiner vorherigen Wohnung musste ich ausziehen, weil der neue Eigentümer die damaligen Mieter unter Druck gesetzt hat, um die Mieteinheiten in teure Eigentumswohnungen umwandeln zu können. Als einer der letzten habe ich das Haus verlassen. Im Weigandufer habe ich ein neues Zuhause gefunden. Jetzt habe ich Angst, dass mir das gleiche Schicksal wie 2011 droht.“

Demonstration gegen Verdrängung am 15.9.2018, 13h

Mit dieser Angst sind wir nicht die einzige Hausgemeinschaft in Berlin. Wir rufen deshalb den Neuköllner Bezirk sowie die Abgeordneten des Berliner Senats dazu auf, sich für die Mieterinnen und Mieter in ihrer Stadt stark zu machen, Verdrängung durch Mietsteigerungen infolge unnötiger Modernisierungen und die fortschreitende Umwandlung in Eigentumswohnungen zu unterbinden und sich für ein sozial verträgliches und vielfältiges Wohnen für alle einzusetzen.

Wir fordern, dass das Vorkaufsrecht ausgeübt wird und dessen Instrumente einen Sozialplan beinhalten, der allen Mieterinnen und Mietern ein Verbleiben in der Hausgemeinschaft und in ihrem sozialen Umfeld garantiert.

Mit diesen Forderungen gehen wir am Samstag, den 15.9.2018 auf die Straße. Wir laden dazu ausdrücklich andere Initiativen und betroffene Hausgemeinschaften, die Presse sowie Vertreterinnen und Vertreter des Neuköllner Bezirks und des Berliner Senats ein, um ihre Solidarität auszudrücken.

„ELWE läuft“ – Demo gegen Verdrängung
Wann: 15.9.2018, 13 Uhr
Wo: Elbestraße 19 / Weigandufer 9, 12045 Berlin

Kontakt:
Tel: +49 1522 1454425
Mail: elbeeckeweigand@gmx.de

Web: https://elwe.noblogs.org
Twitter: https://www.facebook.com/elwe44
Facebook: https://twitter.com/elbeeckeweigand

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